SUPERURBANVILLAGE, Kunstverein Tiergarten, superurbanvillage, Berlin, 2016, coloured trees with lime wash, Silbergelatine/Barytprints, 70 cm × 100 cm each
„Was ist das eigentlich für eine eigenartige und verrückte Geschichte mit den Grenzen?“
(le pas suspendu de la cigogne, Theo Angelopoulos)
Entlang der Turmstrasse wird im gepflanzten Abstand der Stadtbäume die Borke mit weißer Kalkfarbe eingefärbt. Durch die Aneinanderreihung verschiedener Bäume ist die vertikale Markierung der Bäume als Linie zu lesen.
Die Baumlinie stellt eine Markierung dar, die in sich die Idee einer Grenze birgt. Der Begriff der „Grenze“ steht hier wörtlich für eine Markierung die Räume trennt. Die Linie grenzt ab zwischen dem Vertrauten und dem Fremdsein, zwischen den Menschen aus europäischen Herkunftsländern und den Menschen aus Krisengebieten, die sich wegen staatlicher Verfolgung, Krieg oder materieller Not auf der Flucht befinden.
Die Linie nimmt ihren Anfang am Kunstverein Nord, der hier stellvertretend für den Begriff der Kultur stehen soll: Die kulturelle Entwicklung kann nicht am Bekannten
Vertrauten, schon immer Familiären entstehen, sondern in der Auseinandersetzung mit dem Fremden. Kultur wurde immer als das Produkt der Veränderung des Eigenen durch die Aufnahme des Fremden begriffen. Die Linie endet am LaGeSo, der zentralen Leistungsstelle für Asylbewerber, die hier als Symbol für die aktuelle europäische Flüchtlingsdebatte stehen soll.
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